Iberische Halbinsel (1995)                 

Streckenverlauf (6.500 km)
Dielheim - Bordeaux - Irun (Grenze Espania) - Bilbao - La Coruna - Bayonna - Porto - Armacao de Pera (Algarve) - Torre del Mar (Espania) - Blanes - Lyon - Basel - Dielheim

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Tourempfehlungen:

   Galicien (der spanische Teil über Portugal), touristisch noch relativ unentdeckt.


Campingplatz:
  Camping 'Torre del Mar' an der Costa del Sol

   

Für 1995 war eigentlich noch einmal Griechenland geplant. Um aber etwas Abwechslung zu schaffen, nahmen wir eine Umfahrung der kompletten iberischen Halbinsel auf den Plan. Es sollte die erste Solotour seit Beginn unserer Motorradurlaube sein.

Dauer:            20 Tage (30.06. - 19.07.1995)
Teilnehmer:     Karin & Josef (Triumph Tiger 900)
 

Erlebtes
 

Der erste Streckenabschnitt führte aus alter Gewohnheit wieder über die Länge von 1.100 km nach Royan an der Atlantikküste. Wir hatten warmes Sommerwetter und kamen um 19.30 Uhr abends in Royan mit reichlich Schmerz am Steiß an. Über Nacht kam etwas Regen auf, sodass wir morgens sogar ein feuchtes Zelt einpacken mussten. Es ging früh weiter um die zweite Etappe am spanischen Atlantik bei Ribadeo zu schaffen.

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Kaum in Spanien schlug das Wetter um. Anfangs mit leichtem Nieselregen steigerte sich der Niederschlag so, dass wir Nachmittags gegen 15.30 Uhr unsere Fahrt abbrachen. Wir landeten in einem richtigen 'Piratennest' namens Santilana. Nach zweimaliger Durchquerung schien uns die einzig brauchbare Bleibe das Luxushotel am Ort. Ziemlich durchgeweicht gönnten wir uns den Luxus mit obligatorischem Parken in der Tiefgarage. Im Fernsehen erfuhren wir dann, dass unser geplanter Trip nach Griechenland wohl an einem Streik der Fährgesellschaften gescheitert wäre. Umso mehr waren wir um unsere Entscheidung froh Spanien und Portugal zu umfahren.
Abends gingen wir durch das etwas verrucht aussehende Städtchen. Beim Hafen sahen wir vor einem unscheinbaren Eingang einen Mann Sardinen auf einem riesigen Grill zubereiten. Also nichts wie rein. Der Abend wurde richtig gemütlich mit frischem Fisch und gutem Landwein.

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Als wir morgens durch das Hotelfenster schauten, glaubten wir zunächst unseren Augen nicht. Gleißendes Sonnenlicht und bestes Motorradwetter war angesagt. Wir fuhren nach unserem Frühstück los um noch ein gutes Stück an der Atlantikküste entlang zu kommen. Einige Streckenabschnitte waren ziemlich bergig, wobei der Verlauf der Straße immer wieder direkt an der Steilküste entlang führte. Gegen Abend sah es wieder verdächtig nach Regen aus und so machten wir uns, in Ribadeo angekommen, auf die Suche nach einem Hotel. Wir fanden ein rustikal eingerichtetes Haus mit Blick über die Küste. Zum Abendessen ging es in das quirlige Städtchen und wir fanden auch ein gutes Fischrestaurant.

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Der nächste Morgen war wetterseitig leider nicht viel besser als der vorangegangene Abend. In Regenkombis ging es der Küste entlang bis Santiago de Compostella und dann die Küste herunter bis Bayona. Wir wussten schon genau auf welchen Campingplatz wir dort wollten. Dieser lag auf einer Landzunge zwischen einem See und dem Meer. Man konnte wahlweise im Süß- oder auch Salzwasser baden.

Strand in Bayona/Galicien

Am Abend wurde das Städtchen inspiziert und in einem Restaurant mit dem Namen 'Tunnel' mit fangfrischen Meeresfrüchten Platz genommen. Wir bestellten eine Hummerpaella, die dort in etwa das Preisniveau einer besseren Pizza hatte. Das Überangebot an den Meeresfrüchten und die touristisch verschonte Lage hatten hier noch annehmliche Preise bestehen lassen. Während wir auf das Essen warteten, bestellte man am Nebentisch Hummer. Dieser wurde aus dem Aquarium gefischt, und auf den Tresen im hinteren Teil des Raumes gelegt. Das Vieh marschierte noch ein gutes Stück über den Tresen, bis der Koch den Ausreißer bemerkte und zu den Töpfen zog.

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Am nächsten Morgen begann das Frühstück gleich mit einem Malheur. Der Campinghocker von Karin, ein Dreibein, brach im Verbindungskreuz ab. Da ich aber keine Lust hatte den restlichen Urlaub nur alleine am Tisch zu sitzen, machten wir uns auf die Suche nach einer Schlosserei. In einem Fischergeschäft bekamen wir, nach der Verständigung mit Händen, Füßen und dem zerbrochenen Metallstück, den Hinweis auf ein 'Portale verde'. Unser Spanischwortschatz reichte aus um dies als ein Eingang mit einem großen grünen Tor an der Straße zu verstehen. Wir liefen also die Hauptstraße auf und ab, bis ich durch ein Tor in eine etwas unaufgeräumte Werkstatt mit Naturboden sehen konnte. Das Tor war aber blau...und dem Anschein nach gerade frisch gestrichen. Wir übergaben dem Chef unser Metallstück, der sprach was von 'Polaris', was wir als schweißen deuteten und heftete das Bruchstück mit ein paar gekonnten Schweißpunkten zusammen. Soviel zum Portale verde.

In Bayona besichtigten wir am Folgetag die große Festungsanlage und legten uns mittags faul in die Sonne. Die milde Temperaturen verschafften uns ohne Mühe den ersten Sonnenbrand.

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Tags darauf brachen wir auf Richtung Porto. Lissabon hatten wir schon gesehen, und so wollten wir unsere jetzige Chance nutzen, um die zweite große Stadt in Portugal zu sehen. Mit etwas Mühe fanden wir einen gut versteckten Campingplatz in einem Vorort von Porto. Zwei Tage waren hier für die Stadtbesichtigung geplant. Gleich am Nachmittag nahmen wir uns ein Taxi an den Rio Douro um die bekannte zweistöckige Brücke und das Flußufer zu besichtigen.

Brücke über den "Douro" in Porto

Abend aßen wir direkt im Hafen in einer urigen Kneipe frisch gegrillte Sardinen mit Cerveza (Bier) Grande.
Etwas angeheitert fanden wir am nächsten großen Platz in der Stadt ein Taxi. Die Heimfahrt wurde dann richtig spannend. Der Bursche musste wohl bei Nikki Lauda das Fahren erlernt haben. Mit fast 90 ging es durch die Stadt, sogar zwischen anfahrenden Bussen und einem Krankenwagen auf Dienstfahrt zwischendurch. Wir beschlossen künftig die Taxen mit den etwas betagteren Chauffeuren zu bevorzugen. Am zweiten Tag überquerten wir die Brücke und sahen uns am anderen Flußufer die Portweinkellereien an. Beim 'Sandeman' konnten wir an einer kostenloses Führung mit anschließender Portweinprobe teilnehmen.

Portweinkellerei Sandeman in Porto

 Es gab weißen und roten Port zu kosten. Als wir anschließen aus den kühlen Gewölben wieder an den Douro kamen, setzte ein leichtes Schwindelgefühl ein, sodass wir erst einmal in einem Cafe ausruhen mussten. Am Nachmittag wagten wir eine Flussfahrt mit einem der alten Portweinboote. Nach einer Dreiviertelstunde schwankender Fahrt ging es wieder auf die andere Flussseite zurück.

Dort besuchten wir zum Abend wieder eine Hafenkneipe und bekamen, nach sorgfältiger Auswahl unserer Taxe, diesesmal eine gemäßigte Fahrt an den Campingplatz.

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Am nächsten Morgen brachen wir auf zur nächsten Station auf unserer Rundfahrt um die iberische Halbinsel. Pedrogao, dem netten kleinen Fischerdörfchen von unserer ersten Tour 1990, wollten wir einen Besuch abstatten. Wir kamen auf dem doch schwer veränderten Campingplatz unseres ersten Urlaubes unter. Der Platz war inzwischen auf einer Seite komplett versandet. Auch viele, noch in Erinnerung gebliebene hohe Bäume mussten wohl dem Platzangebot weichen. Kaum hatten wir das Zelt aufgebaut, bewegte sich etwas unter dem Zeltboden. Karin, sofort panisch, wollte schon das Zelt wieder abbauen, als ich die Angelegenheit mit einem Faustschlag regeln konnte. Der Zeltboden färbte sich etwas und Ruhe kehrte ein. Den Nachmittag verbrachten wir zur Erholung in der Strandkneipe.

Blick über die Atlantikküste bei Pedrogao in Portugal

Am Abend suchten wir uns eine Kneipe zum Abendessen. Noch während wir beim Essen saßen, begann draußen die Fußgänger ihre Regenschirme aufzuklappen. Die ganze Nacht hielt der Regen an und in der Gewissheit, dass Pedrogao ein etwas merkwürdiges Klima mit täglichem Nachmittagregen hat, bauten wir am nächsten Tag schweren Herzens ab und nahmen Kurs auf die Algarveküste. Beim Zeltabbau kam dann auch ein toter Maikäfer zutage, der abends zuvor die Raschelgeräusche unter dem Boden verursacht hatte.

 In Armacao de Pera fanden wir einen strandnahen Platz. Als ich mit dem Motorrad den Platz abfuhr um eine Parzelle zu finden, hörte ich plötzlich ein metallenes Schleifen am Hinterrad der Tiger. Gedanklich wusste ich zwar genau was dies nur sein sollte, eine Minute später hatte ich aber traurige Gewissheit: Der Bremsbelag am Hinterrad war bis auf die Trägerplatten abgeschliffen. Und dies trotz kürzlicher Inspektion. Erst einmal stinkesauer auf meine Werkstatt dachten wir schließlich über eine Strategie für die Heimfahrt nach. Wir wollten auf der Weiterfahrt nach einer Werkstatt Ausschau halten, da die noch 2.600 Kilometer Fahrt nach Hause auf einer Bremse unverantwortlich war.

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Am Folgetag genossen wir den wunderschönen Strand der Algarveküste.

Algarve / Portugal - Strand in Armacao de Pera

Nachmittags unternahmen wir eine Bootstour zu den Grotten der Küste. Eine recht wackelige Angelegenheit, den der Atlantik hat hier ordentlich Bewegung zu bieten.

Für den nächsten Tag hatten wir die Fahrt nach Albufeira vorgesehen, damit auch Karin sich von dem schönen Küstenstädtchen ein Bild machen konnte. Da nur eine Bremse an der Tiger funktionstüchtig war, wurde die Strecke äußerst vorsichtig unter die Räder genommen.

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Weiter ging es nach den beiden Tagen in Richtung Spanien. Torre del Mar, unsere Station im Andalusienurlaub 1991, wollten wir auf jeden Fall wieder anfahren. Kaum über der Grenze kamen wir in einem kleinen Ort an dem Schaufenster eines Motorradhandels vorbei. In der Werkstatt zeigte ich dem Besitzer mein Problem. Der konnte zumindest soweit weiterhelfen, indem er die Bremszange als baugleich mit der Yamaha 'Super Tenere' erkannte. Er erklärte uns den Weg zu einer Werkstatt in Huelva, der nächsten größeren Stadt. Dort angekommen, mussten wir an der ersten Tanke uns noch mal weiterfragen. Während ich die Maschine am Straßenrand anhielt, fragte Karin einen der 5 Tankwarte nach der Werkstatt. Genau 10 Sekunden später standen alle 5 Tankwarte um sie herum und zehn wild herumfuchtelnde Arme zeigten im mindestens 30 Richtungen. Leicht verwirrt kamen wir genau 2 Straßen weiter. Dort half uns dann ein Polizist weiter. Schließlich fanden wir die kleine Werkstatt. Der Verkäufer sah sich die Tiger an, fragte noch einmal nach der Marke, die er noch nicht gesehen hatte, und uns schwante schon Übles. Der Tipp mit der baugleichen Bremse der Yamaha brachte uns aber weiter. Im Gespräch fragte er nach dem Bedeutung des Kennzeichens 'HD' und beim Begriff Heidelberg konnte er sich vor Freude kaum halten. Er selbst hatte Heidelberg zwei Jahre zuvor besucht. Er bat uns einen Moment zu warten, schloss seinen Laden und machte sich auf einer BMW davon. Wir dachten zuerst an die anstehende Siesta und zwei Stunden Wartezeit, als er mit einer Plastiktüte zurück kam. Die Beläge in der Hand, ging er zu seinem Mechaniker. Der sah dann auch noch zum Ersten Mal eine Torxschraube, improvisiert und löste diese mit einer Grippzange und einem Imbusschlüssel auf der Strasse.

Werkstattbesuch in Huelva - Endlich Bremsbeläge für die Tiger

10 Minuten später war die Reparatur auf dem Gehweg vor dem Laden abgeschlossen und wir waren mit ein funktionstüchtigen zweiten Bremse wieder on tour.

In Torre del Mar angekommen...

Küstenstraße in Andalusien - auf der Anfahrt Torre del Mar

...nahmen wir zum ersten Abendessen ein Holzofenpizza in der Strandkneipe ein.

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Nach einem Strandtag zur Erholung der Gesäßmuskulatur fuhren wir nach Granada in die rote Stadt. Die Alhambra hatten wir im Andalusienurlaub 1991 ausgelassen und holten dies nun nach. Die riesige Anlage und die technischen Finessen, wie z.b. die Klimatisierung mit fließendem Wasser, war schon hochinteressant. Den Abend wie auch der Folgetag wurde am Strand und der Strandkneipe verbracht,...

Abendstimmung in Torre del Mar

...bevor wir wieder Richtung Norden weiterfuhren.

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Die Folgeetappe war mit nahezu 700 km in der heißen spanischen Sonne ziemlich üppig ausgelegt. Gegen Abend kamen wir etwas nördlich von Valencia an. Wir machten einen Spaziergang in die Stadt mit anschließendem Abendessen. Da der Strand wie auch der Campingplatz aber nicht gerade für mehrere Tage einluden, ging es am nächsten Tag wieder weiter.

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Diese Etappe ging bis nach Blanes. Dieser Ort war in den Spanienurlauben immer die letzte Station vor der eigentliche Heimreise geworden. Hier verbrachten wir die letzten Strandtage und genossen Abends die Spaziergänge an der Promenade und die Abendessen in den Kneipen direkt am Strand. Auch der große Fischhalle in Blanes ist hier auf jeden Fall erwähnenswert. Gegen Abend kommen hier die Fischer an um Ihren Fang in der Halle an die hiesigen Restaurants und Einkäufer versteigern zu lassen.

Fischmarkt in Blanes - Costa Brava

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3 Tage später ging es nach Hause. Morgens starteten wir mit der Toreöffnung um 07.00 Uhr. Trocken aber müde und geschafft kamen wir gegen 20.00 Uhr nach 1.100 Kilometern wieder zuhause an.

 

Fazit:
Die Umfahrung der iberischen Halbinsel ist bei gleichmäßiger Einteilung der Etappen ohne Stress mit 3 Wochen Urlaub zu bewältigen. Nach unserer Erfahrung sollten die Strecken von einem Aufenthaltsort zum Nächsten aber höchstens 400 km betragen. Besonders das Fahren über die Mittagszeit in Spanien ist sehr anstrengend. Wegen der Autobahngebühr bewegt sich der ganze Schwerverkehr auf den Straßen der Küste entlang. An jeder Tankstelle gibt es jedoch Kühlautomaten mit eiskalter Coca-Cola, bei der man sich wieder regenerien kann.